Am heutigen Dienstag (11. Dezember 2012) macht die Neu-Ulmer Zeitung ihren Lokalteil auf mit dem bemerkenswerten Artikel: „Das Christkind kauft im Internet„. Dieser Artikel beschreibt scheinbar nur die Situation des Einzelhandels. Tatsächlich steckt viel mehr dahinter: Die Städte werden jede Menge für ihr Überleben tun müssen, müssen sich neu erfinden, müssen neu werden und dabei neue Wege gehen. Diese Erkenntnis ist auch die Antriebskraft derer, die sich im Verein „Wir in Neu-Ulm“ für Neu-Ulm stark machen.
Der Artikel beschreibt, was allgemeine Tendenz ist. Längst haben Innenstädte ihren früheren Versorgungscharakter verloren. Nicht nur die Möglichkeiten, sich mit den Waren des täglichen Verbrauchs zu versorgen, haben sich aus der Stadt verlagert; auch so originäre Aufgaben wie Stromversorgung und Wasserwirtschaft, früher ausschließlich von der Kommune erfüllt, können von ganz woanders übernommen werden.
Also müssen Städte, wenn sie weiterhin anziehend sein wollen, neue Wege gehen. Wer Stadtmarketing betreibt oder eine „(Integrierte) Stadtentwicklung“ verantwortlich im Auge hat, sollte die Tendenz kennen. Und könnte sich an zwei Publikationen besonders orientieren, die es ganz zu lesen lohnt. Sie enthalten jede Menge Analysen, Hinweise und sogar Vorsghläge fürs praktische Handeln. Hier aus beiden jeweils denkbar knappe Auszüge:
A. Es gibt tatsächlich ein “ Weißbuch Innenstadt“ aus dem vergangenen Jahr. Es wurde herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (sic!).
Darin heißt es unter anderem: „In den Stadtkernen zeigen sich das Profil und die besondere Eigenart einer Stadt.“ Und: „„Innenstädte mit ihren öffentlichen Räumen und Gebäuden sind Orte für Kultur, Integration und Erlebnis. Sie sind … damit gesellschaftlich unverzichtbar.“
B. Dr. Dieter Rossmeissl, unter anderem Vorsitzender des Kulturausschusses des Bayerischen Städtetages, nennt in einem Artikel in den „Kulturpolitische Mitteilungen“ (Nr. 138 III/2012) der Kulturpolitischen Gesellschaft unter den Potentialen für die Stadt der Zukunft als erstes diese drei Punkte:
1. Die Städte müssen den Kern ihrer Selbstverwaltung neu definieren. An die Stelle der klassischen Daseinsvorsorge tritt die Ausgestaltung des frei definierbaren Handlungsspielraums ins Zentrum des Interesses und des finanziellen Mitteleinsatzes. Kultur, Bildung und Ökologie werden damit zu Kernaufgaben städtischer Politik.
2. Wichtigster Standortfaktor der künftigen Stadt ist ihre Lebensqualität, die durch soziale Sicherheit, kulturelle Attraktivität und ökologische Qualität geprägt ist. Die ökonomische Entwicklung hat bereits Richard Florida als Folge der Kreativität (und nicht als deren Ursache) identifiziert.
3. Städte müssen im globalen Kontext ihre lokaleIdentität neu definieren. Dies geschieht über die Kombination ihrer strukturellen und programmatischen Vielfalt. Dazu gehören die bauliche Struktur, die durch Geschichte und Gegenwart geprägt wird, die soziale Heterogenität und das kulturelle Programm gleichermaßen. Diversität ist damit das gemeinsame Leitbild der Städte und in ihrer jeweiligen Ausprägung Zugleich ihr Identitätsprofil.